Komponist, Klangdenker, Forscher - Das Werk von Andreas F. Raseghi
Ein Leben im Klang – Komponieren als Denkform
Andreas F. Raseghi war kein Komponist im klassischen Sinne. Für ihn war Komposition nicht nur das Ordnen von Tönen, sondern das Erforschen von Wirklichkeit – mit dem Ohr, mit mathematischer Präzision, mit Neugier auf das Unerhörte.
Seine Musik spiegelt sein Denken: forschend, präzise, ehrlich. Vom frühkindlichen Klavierunterricht in Teheran bis zu seinen gefeierten „Farbtonstücken“ und den improvisierten Jazz-Exkursionen späterer Jahre – das Komponieren war für ihn immer ein persönlicher Erkenntnisweg.
Diese Seite widmet sich seinem kompositorischen Schaffen, seinen Werken, Aufnahmen und Notenausgaben, aber auch den Verlagsfragen und dem entstehenden Archiv. Sie ist ein Kernstück dieser Webseite – ein Fenster zum musikalischen Vermächtnis von Andreas F. Raseghi.

Anfänge der Komposition
Schon als Junge, in Teheran, begann Andreas F. Raseghi zu komponieren. In seinem Vermächtnis bezeichnet er diese Kinder- und Jugendwerke als vernichtbar, da ohne musikologische Bedeutung,
„ … wenngleich sie mein Ein und Alles waren, als wir nach Deutschland zurückkehrten. Das Einzige was ich von ‚meinen Sachen‘ 1979 aus Teheran mitgenommen hatte!“
(aus Andreas F. Raseghi „Vermächtnis“)
Selbstverständlich sind diese frühesten Kompositionen keine künstlerisch hoch professionellen Stücke. Aber sie waren der Beginn und auch für jemanden im Kindesalter schon beachtlich. Er selber war auch stolz auf die Reaktion von Leonard Bernstein, dem er mal aus Teheran nach New York eine seiner Kompositionen gesandt hatte. Die Antwort des Star-Dirigenten und angesehen Komponisten war väterlich freundlich, dem kleinen Raseghi Talent zuschreibend und ermutigend, seinen Weg fortzusetzen weiter zu arbeiten an seinem Talent im Schaffen von Musik.
Diese Stücke aus Kindes- und Jugendhand sind bewahrt, mögen sie den Weg von Andreas F. Raseghi bezeugen oder als Grundlage zur Erkenntnis seiner frühen Ansätze und Entwicklung dienen.
Sein Talent wurde mit Rückkehr nach Deutschland auch von seinen nun neuen Lehrern erkannt. Und so wurde er schon vor Abitur zu Eugen Werner Velte an die Hochschule referenziert und von diesem als Nachwuchstalent aufgenommen.
Farbtonstücke & Reflexionen
Zu seinem daraus weiterführenden, sich entwickelnden Komponieren, der Auseinandersetzung mit Klang, Ton und Instrumenten, hier Zitate von Andreas F. Raseghi zu seinen „Farbtonstücken“ aus einem Interview im Spiegel Extra 1996:
„Entscheidend ist aber nicht, dass die Stücke kurz sind, sondern, dass sie bunt sind.“
„Ein einzelner Ton schwingt aus: er entschwebt in den Himmel, wie ein Flugzeug, das immer kleiner wird und irgendwann nicht mehr sichtbar ist. Aber wann ist es nicht mehr sichtbar? Wann hört man wirklich etwas, wann glaubt man noch etwas zu hören, und wann erinnert man nur noch?“
Und im Zusammenhang mit seinem Bezug zum Klavier:
„Das Klavier ist das beste Musikinstrument, das jemals gebaut wurde. Im Computerzeitalter kann man auch sagen: es ist ein Instrument mit einem phänomenalen Interface Mensch zu Maschine.“
Für sein Kammerquartett erhielt Raseghi 1987 höchste Auszeichnung an den Donaueschinger Musiktagen. Hier beschreibt ein Kritiker, was das Komponieren von Andreas F. Raseghi ausmacht:
„Da wird nichts konstruiert und keine geschäftig-virtuose Hektik produziert, stattdessen: Musik von großer Offenheit und Ehrlichkeit, erblühende Melodiebögen, packende Ausdrucksqualität.“
(Stephan Hoffmann – Die Welt, 20.10.1987)
In schon erwähntem Spiegel Interview definiert Raseghi selber den Schlüssel, der Kern in seinem Komponieren: „Präzision im Denken“, das sei in all seinen Stücken bemerkbar. Es darf durchaus besagt werden, dass diese denkerische Präzision der wohl maßgeblichste Wesenzugs seiner Person und Persönlichkeit war.
Besagtes Interview fand schon zu einem Zeitpunkt statt, wo Andreas F. Raseghi sich vermehrt dem Jazz zugewandt hat. Auch diesbezüglich ist es richtig, ihn einfach selber aus diesem Interview zu Wort kommen lassen:
„Die Jazzstücke sind momentan meine Nahrung. Ich habe zu Ihnen ein eheähnliches Verhältnis. Man arrangiert sich, man streitet sich man hasst und liebt sich. Manchmal sage ich, die [Jazz-] Standards sind meine 70 Kinder.“





Werkliste
Die hier folgende Liste der Werke von Andreas F. Raseghi ist geordnet nach Schaffungsjahr und unterteilt in veröffentlichte, unveröffentlichte und soweit im Moment im Nachlass aufgefunden angefangene/skizzierte Werke. In Bezug auf unveröffentlichte Werke, respektive Handschriften, besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit, solange der Nachlass insgesamt nicht abschließend erforscht ist.
Zu den Werken die im Titel als Link formatiert sind, führt dieser zu einem sich weiter öffnenden Fenster mit mehr Text und Informationen zu diesem Werk.
Veröffentlichte Werke
Werk | Besetzung | Entstehungszeitraum |
---|---|---|
1. Buch der Farbtonstücke | Klavier | 1979–84 |
2. Buch der Farbtonstücke | Klavier | 1981–90 |
Trio unter dem Weinstock | Bratsche, Trompete, Klarinette | 1982–83 |
Kammerquartett | 2 Violinen, Bratsche, Cello | 1982–84 |
Aufladung eines Engels | Klavier | 1987–88 |
Besteigung der hallenden Öde | Klavier | 1987–88 |
American Refrigerator | Bratsche, Violoncello, Kontrabass | 1988 |
Dylan Thomas Songbook | Alt, Klavier | 1990–92 |
Winterblue And Next Truth – Jazzstandards | Jazz Notation, var. Instrumentalisierung | 1991–2012 |
Unveröffentlichte Werke, z.T. Handschrift
Werk | Besetzung | Entstehungszeitraum |
---|---|---|
Suite Baroque | 2 Violinen, Bratsche, Cello, Bass | 1977–78 |
Anrufung | Stimme und Klavier | 1981–83 |
Geleitduo | Bratsche und Stimme | 1982 |
Cellosoli | Cello | 1983–84 |
Zimmerquintett | B-Trompete, Alt, Tenor, Cello, Kontrabass | 1984–86 |
Short World Trio | Bassklarinette, Cello, Klavier | 1993 |
Kinderhymne | Klavier, Stimme | 1993 |
Sternenballade | Klavier | 2023 |
Unveröffentlichte Teilwerke/Skizzen
Werk | Besetzung | Entstehungszeitraum |
---|---|---|
Ultramarino | Alt, Tenor, Sax., Violine, Schleifstange, Viola, Cello, Grand Piano, Percussion | 1987 |
La Barca | Gitarre(n) | 1989–? |
Spazio | var. Saiteninstrumente | 1989–? |
3. Buch der Farbtonstücke | Klavier | 1993–? |
WAHR | Quartett | ? |
Aufnahmen
Einige Werke von Andreas F. Raseghi sind aufgenommen und im Handel erhältlich:

Farbtonstücke Buch I & II
Deutscher Musikrat: Edition Zeitgenössische Musik Interpret: Christoph Grund Label: Wergo

Trio unter dem Weinstock – in Velte und seine Schüler
Edition Antes / Hoepfner Classics
Kammerquartett - enthalten in zwei CDs, zu den Donaueschinger Musiktagen:

40 Jahre Donaueschinger Musiktage
COL LEGNO/Aurophon

75 Jahre Donaueschinger Musiktage
COL LEGNO/Sony
“Das Glasperlenspiel”, Hermann Hesse
In Co-Komposition Andreas F. Raseghi und Christoph Grund:
Musik zum Hörbuch
“Das Glasperlenspiel”, Hermann Hesse
Editor: manuscript
Koproduktion des Hessischen Rundfunks und Radio Bremen
Discographie: der hörverlag
Le temps d'un soupir
Jazz / Chanson – Musik Andreas F. Raseghi, Lyrik Caroline Tudyka
arranged by Julien Tekeyan / Romain Calibre
Publisher: manuscript
Producers: Studio Profil, Paris, 2002
Discography: Caroline Tudyka „Caroline Tudyka“
Es ist Absicht, auch weitere Werke von Andreas F. Raseghi einzuspielen und als Hörmedien zugänglich zu machen. Wer dabei mitwirken möchte, ist eingeladen hierzu Kontakt aufzunehmen.
Noten – Werke Andreas F. Raseghi
Editierte, gesetzte und auch schon veröffentlichte Noten der Werke von Andreas F. Raseghi sind verfügbar.
Insbesondere:
- Trio unter dem Weinstock
- Kammerquartett
- 2. Buch der Farbtonstücke
- American Refidgerator
- Dylan Thomas Songbook
- Winterblue And the Next Truth – Jazz Standards
Die Noten können direkt bezogen werden, je nach Wunsch gedruckt oder als PDF. Hierfür nehmen Sie bitte zur Bestellung und Absprache per Mail Kontakt auf, nutzen Sie hierfür das Kontaktformular auf dieser Webseite.
Alle Werke und Noten sind selbstverständlich geschützt und unterliegen dem Urheberrecht. Nutzungs- und Urheberrecht sind über die GEMA eingetragen und geschützt.
Verlag
Teil der Werke von Andreas F. Raseghi wurden in Ursprung bei Ricordi verlegt, dieser eigentlich angesehene Verlag wurde später Teil der Universal Music.
Aufgrund der durch den Verlag nicht mehr gegebenen und aktiv betriebenen Vertriebs- und Werbeleistungen, bemühte sich Raseghi ab 2016 um die Auflösung des Vertrags.
Weitere Noten seiner Werke sind im Eigenverlag erhältlich.
Es laufen Verhandlungen, das Gesamtwerk von Andreas F. Raseghi in einen anderen, geeigneten und effizient arbeitenden Verlag einzubringen. Dies kann einige Zeit in Anspruch nehmen, nach erreichen einer entsprechenden Übereinkunft wird an dieser Stelle aktualisiert und informiert.
Archiv
Schriften, Skizzen, Notizen und Dokumente des Schaffens von Andreas F. Raseghi sollen einem Archiv übergeben werden und damit gesichert sein für den Zugang nach Bedarf und Interesse auf lange Zeit hinaus.
Sobald diesbezüglich genauere Angaben gemacht werden können, wird an dieser Stelle aktualisiert und informiert.