Andreas Raseghi

Kommentar zu "Erstes Buch der Farbtonstücke"

Das Erste Buch der Farbtonstücke bildet einen Zyklus elementarer Klavierstücke, die zwischen 1979 und 1984 entstanden sind. Sie stellen einen oftmals logischen oder philosophischen Gedanken durch offenliegende musikalische Vorgänge und Strukturen dar; im Zusammenhang bildet das Erste Buch selbst ein großes Farbtonstück. Experiment und Anliegen bestanden darin, Gedanken ohne die Anwendung von musikalischer Magie abzubilden und damit den Vorgang ihrer Sozialisation zu verändern. Aus diesem Grund kennen die Stücke auch nicht das Prinzip der Wiederholung. Jede Äußerung bleibt einmalig.

Enstanden sind die Stücke unter der Obhut Eugen Werner Veltes, der an der Karlsruher Musikhochschule seine interdisziplinäre "Gruppe kreative Musik" für experimentelle Improvisation leitete, in der die Erfahrung von dramatischer und kommunikativer Spannung, einhergehend mit einem immer wieder neuen Erforschen der Instrumente und der daraus erwachsenden Sensibilität für Klang und Klangkörper zu ganz primären musikalischen Schlüsselerlebnissen wurden, die sich auf alle Stücke ausgewirkt haben.

Zunächst waren diese Stücke als Sammlung für verschiedene Besetzungen gedacht, es wurden auch mehr als zwanzig derartige Stücke geschrieben, von denen schließlich das Erste Buch der Farbtonstücke und das Trio unter dem Weinstock ausgewählt sind; als späte Nachwirkung kann auch der mittlere Satz des Kammerquartetts gesehen werden, auch er ist ein Farbtonstück. Als bedeutenstes Charakteristikum eines solchen könnte gelten, daß sich das Unverbindbare oder bisher nicht in Zusammenhang gebrachte bunt nebeneinandergesetzt findet und ein Kontext geschaffen wird, der die Frage nach dem großen Zusammenhang aufwirft. Das sechste Farbtonstück ist dem Pianisten der Uraufführung, Christoph Grund gewidmet.

 

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